Zecken sind jedes Jahr im Frühling und Sommer wiederkehrende Plagegeister, die gefährliche Krankheiten wie FSME übertragen können. Hier erfahren Sie, wie riskant eine FSME-Infektion ist und ob eine Impfung für Sie sinnvoll sein könnte.
Zecken gelten als einer der gefürchtetsten Parasiten in Deutschland. Obwohl sie auf den ersten Blick klein und harmlos wirken, übertragen sie gefährliche Krankheiten wie Borreliose, Fleckfieber und insbesondere FSME. Dies macht sie besonders heimtückisch, da Zeckenbisse oft unbemerkt bleiben, bis die Parasiten bereits in der Haut verankert sind und ihren infizierten Speichel abgegeben haben. Da sich die Zeckenpopulation in Deutschland ausbreitet, werden immer mehr Regionen zu FSME-Risikogebieten erklärt. Hier klären wir auf, wie gefährlich FSME tatsächlich ist und ob eine Impfung in diesem Sommer eine sinnvolle Vorsorgemaßnahme darstellt.
Was ist FSME?
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Virusinfektion, die akute Entzündungen im Gehirn und an den Hirnhäuten hervorruft. Auch das Rückenmark kann betroffen sein.
Die Erreger werden ursprünglich in kleinen Säugetieren wie Mäusen und Ratten vermehrt. Zecken nehmen das Virus durch den Verzehr des infizierten Blutes auf und können es auf Menschen und andere größere Säugetiere übertragen. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, weshalb die Erkrankung auch als „Zeckenenzephalitis“ bezeichnet wird.
Ein typischer FSME-Verlauf verläuft in zwei Phasen.
Welche Symptome treten bei FSME auf?
Schätzungsweise entwickeln nur 10-30 % der Infizierten überhaupt Symptome oder einen schweren Verlauf. Dennoch sollte das Risiko nicht unterschätzt werden.
Die Infektion zeigt in der Regel zwei Phasen. Nach einem Zeckenstich dauert es etwa ein bis zwei Wochen, bis sich das Virus im Körper vermehrt hat und das Gehirn erreicht.
In der ersten Phase treten grippeähnliche Beschwerden auf, wie:
- Kopfschmerzen
- Glieder- und Muskelschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Fieber
Diese Symptome können leicht mit einer Grippe oder Erkältung verwechselt werden. Bei den meisten Betroffenen heilt die Infektion nach dieser ersten, etwa einwöchigen Phase aus und es treten keine weiteren Beschwerden auf.
Bei einem kleinen Teil der Infizierten verschlimmern sich die Symptome jedoch in einer zweiten Phase. Das Virus hat sich dann weiter ausgebreitet und das zentrale Nervensystem befallen. In der zweiten Phase können folgende Symptome auftreten:
- hohes Fieber
- Übelkeit und Erbrechen
- starke Kopfschmerzen
- steifer Nacken
- in seltenen Fällen: Sprach- und Schluckstörungen, Lähmungen, Atembeschwerden
In diesem Stadium entzünden sich Gehirn und Hirnhäute (Meningitis und Meningoenzephalitis). In schweren Fällen kann die Entzündung auch das Rückenmark betreffen, was unbehandelt tödlich enden kann. Das anfängliche Verwechseln der FSME mit einem harmlosen grippalen Infekt macht die Erkrankung besonders gefährlich.
Welche Langzeitfolgen können nach einer FSME-Infektion auftreten?
Folgeschäden treten vor allem bei einem schweren Krankheitsverlauf häufig auf. Laut einer Studie der Neurologischen Klinik des Klinikums Pforzheim kämpfen etwa 50 % der erwachsenen Betroffenen nach einer schwerwiegenden FSME-Erkrankung mit Langzeitfolgen. Dazu zählen Atembeschwerden, Lähmungen von Hals-, Arm- und Beinmuskulatur, Sprach- und Schluckstörungen sowie Gleichgewichtsstörungen. Auch Kopfschmerzen und chronische Erschöpfung können Betroffene lange begleiten.
Nach einer milden Infektion, die im ersten Stadium ausheilt, sind Langzeitfolgen hingegen selten. Grundsätzlich sind vor allem Erwachsene anfällig für Folgeschäden durch FSME.
Wie wird FSME diagnostiziert?
Zur Diagnose fragt der behandelnde Arzt zunächst nach den Symptomen und deren Verlauf. Viele Betroffene haben den Zeckenbiss bereits vergessen, wenn die Krankheit ausbricht. Sollte ein Verdacht auf FSME bestehen, ist es wichtig zu wissen, ob und wann ein Aufenthalt in einem Risikogebiet stattgefunden hat und ob ein Zeckenbiss bemerkt wurde.
Die eigentliche Diagnose erfolgt dann durch eine Blutuntersuchung. Veränderungen der Blutbestandteile, die auf eine Entzündung hindeuten, lassen sich nachweisen. Zusätzlich wird auf das Vorhandensein von FSME-Antikörpern untersucht. Falls nötig, kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, bei der eine Probe der Rückenmarksflüssigkeit auf Antikörper und virale Erbgutreste untersucht wird.
Wer ist besonders gefährdet?
Das größte Risiko für eine FSME-Infektion haben Menschen, die sich oft in der Natur, insbesondere in niedrigem Gras und Wäldern, aufhalten. Auch der Kontakt mit Tieren, die viel im Freien unterwegs sind, erhöht das Risiko eines Zeckenstichs. Besonders häufig sind Menschen ab 40 Jahren betroffen, wobei Senioren besonders gefährdet sind, da die Infektion bei ihnen oft schwerer verläuft und mit mehr Komplikationen verbunden ist.
FSME-Risikogebiete in Deutschland
Das Risiko einer FSME-Infektion ist insbesondere im südlichen und teils mittleren Teil Deutschlands hoch. Besonders betroffen sind die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen sowie südöstliche Regionen von Thüringen und Sachsen.
Im Jahr 2020 registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit 704 Fällen so viele FSME-Infektionen wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001. Für das Jahr 2021 wurden zusätzlich fünf weitere Risikogebiete in Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt ausgewiesen. Insgesamt gelten mittlerweile 169 Landkreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete.
Wann ist eine FSME-Impfung sinnvoll?
Im Gegensatz zur durch Zecken übertragenen Borreliose gibt es gegen FSME eine Schutzimpfung. Eine Impfung ist besonders ratsam, wenn:
- Sie in einem der FSME-Risikogebiete leben.
- Sie sich häufig in der Natur, insbesondere in den betroffenen Gebieten, aufhalten.
- Sie Reisen in FSME-Risikogebiete planen und dort oft im Freien unterwegs sind.
- Sie einer Berufsgruppe angehören, die viel im Wald arbeitet, z. B. Förster oder Jäger.
Die FSME-Impfung erfolgt in drei Etappen: Die zweite Impfung wird nach 1-3 Monaten verabreicht, die dritte folgt nach etwa 6-12 Monaten. Es ist empfehlenswert, die Impfserie im Winter zu starten, um im darauffolgenden Frühjahr bereits geschützt zu sein. Die erste Auffrischung wird nach drei Jahren durchgeführt, weitere Auffrischungen erfolgen dann alle fünf Jahre.
Mögliche Nebenwirkungen der FSME-Impfung
In der Regel vertragen die meisten Menschen die FSME-Impfung gut. Häufig tritt an der Einstichstelle eine leichte Rötung oder Schwellung auf. Gelegentlich kann es innerhalb der ersten Woche nach der Impfung zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeinem Unwohlsein kommen, die jedoch meist rasch wieder abklingen.
Schwere Nebenwirkungen wie Lähmungen oder allergische Reaktionen sind äußerst selten.
Zusätzliche Schutzmaßnahmen vor FSME
Neben der Impfung gibt es verschiedene Maßnahmen, um sich vor Zeckenstichen und damit einer möglichen FSME-Infektion zu schützen:
- Lange, schützende Kleidung tragen: Insbesondere in Risikogebieten sollte man im Freien lange Hosen, Socken und feste Schuhe tragen, um Hautkontakt zu vermeiden.
- Helle Kleidung bevorzugen: Zecken lassen sich auf heller Kleidung leichter entdecken und entfernen, bevor sie die Haut erreichen.
- Insektenschutzmittel verwenden: Verwenden Sie Zeckenabwehrmittel, um die Wahrscheinlichkeit eines Stiches zu verringern.
- Kontakt mit Wildtieren vermeiden: Wildtiere wie Mäuse oder Igel können Zecken übertragen. Achten Sie darauf, nach einem Waldspaziergang auch bei Haustieren wie Hunden oder Katzen deren Fell auf Zecken zu untersuchen.
- Gründliche Kontrolle nach Aufenthalt im Freien: Untersuchen Sie sich und Ihre Kleidung nach einem Aufenthalt in der Natur gründlich. Insbesondere weiche Hautstellen wie Kniekehlen und Achseln sollten sorgfältig inspiziert werden. Entdeckte Zecken sollten mit einer Pinzette gerade herausgezogen werden – dabei nicht drehen, quetschen oder mit Öl übergießen, um die Übertragung von Erregern zu vermeiden.